Tja, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Dies hätte eigentlich der Bericht über ein glückliches Katzenjahr werden sollen und endet dann doch in einer saudummen G'schicht.
Diese beginnt damit, dass Katja den Tom verletzt in einem unserer Holzschupfen findet. Er kann fast nicht mehr gehen, hat Probleme hinten links. Unsere Tierärztin meint, es wäre was mit dem Kreuzband.
Was nun? Wir wollen in ein paar Tagen nach Innsbruck um Andy's Eltern über Neujahr zu besuchen. Und irgendwie mißfällt uns der Gedanke, den Tom alleine in der Wohnung zurückzulassen.
Warum auch immer, aber wir treffen die unglückliche Entscheidung, Tom mit auf die Reise zu nehmen und so beginnt die saudumme G'schicht.
Die erste Etappe unserer Reise ist Amberg, wo wir eine Nacht bei Tina und Michl verbringen. Nach 5 Stunden Fahrt sind unsere zwei Reisebegleiter Kira und Tom schon ziemlich entnervt. Tom verkriecht sich in der Wohnung im hintersten Eck und Kira zickt alles an, was sich bewegt.
Am nächsten Tag geht es weiter. Bevor wir Amberg verlassen, habe ich noch die glorreiche Idee, ein Geschirr für den Tom zu kaufen, damit er uns unterwegs (sollten wir mal anhalten) nicht so leicht abhauen kann. Die Vorstellung, ihn auf irgendeinem Rastplatz suchen zu müssen, gefällt uns nicht sonderlich.
Beim ersten Halt kurz vor Regenstauf kommt es zum ersten Zwischenfall. Nachdem wir mit beiden an der Leine spazieren waren, springt Tom zuerst ins Auto und setzt sich auf den Fahrersitz. Und das ist, zumindest ist Kira der Meinung, nach Frauchen und Herrchen ihr Platz. Sie schnappt Tom am Schlawittchen und schüttelt ihn kräftig durch. Tom plärrt, und sie läßt ihn aus. Dummerweise hat sich Tom bei der Aktion den Kiefer ausgerenkt.
Wir fahren die nächste Ausfahrt runter an die erste Tankstelle. Dort sehen wir an der Zapfsäule einen Kastenwagen, der an der Rückscheibe einen Aufkleber mit "katzenhilfe.de" oder so ähnlich trägt. Nix wie hin. Ich erkläre der freundlichen Dame in groben Zügen unser Malheur. Unter halb vorgehaltener Hand gibt sie mir zu verstehen, dass man den ortsansässigen Tierarzt besser nicht aufsucht. Sie nennt uns eine Adresse in Regensburg, die dank TomTom ohne Probleme zu finden ist. Weniger schnell geht es im Wartezimmer. Satte zwei Stunden harrt Tom in der kleinen Transportbox aus. Die Diagnose ist erfreulicher: der Kiefer ist zwar ausgerenkt, aber wird höchstwahrscheinlich von selber wieder zurückrutschen, sobald die Schwellung abklingt. Wenn nicht, sollten wir in Innsbruck erneut zum Tierarzt. Zurückfahren bräuchten wir nach Meinung der Tierärztin nicht. Es gibt noch eine Spritze für Tom und weiter gehts.
Es ist schon nach 22 Uhr, als wir endlich am Ziel eintreffen. Herrchen und Frauchen sind müde und genervt, Kira hysterisch und Tom sitzt apathisch in der Ecke. Wir beschließen ihn als erstes in die Wohnung zu bringen und die anderen Dinge nach und nach zu holen. Gesagt, getan. Sobald wir in der Wohnung sind, verkriecht Tom sich unter dem Bett, noch bevor wir ihm das Geschirr abnehmen können. Na gut, da lassen wir ihn erstmal. Soll er sich einfach mal ausruhen, doch weit gefehlt. Als wir unser Gepäck und den Hund in mehreren Etappen nach oben bringen, hat Tom eine für ihn günstige Gelegenheit ausgenützt und ist auf und davon. Sein Verschwinden haben wir aber erst bemerkt, als alles oben war und wir uns gemütlich hinsetzen wollten.
Das kann doch alles nicht wahr sein. Sch.....
Bis 3 Uhr morgens sind wir mal zusammen, mal einzeln unterwegs, grasen die Umgebung ab - nichts.
Katja steht um 5 Uhr wieder auf, die Suche bleibt erfolglos und das sollte sich im Laufe des Tages auch nicht ändern.
Ganz anders das - früher schon mal angespannte - Verhältnis zwischen Kira und meiner Mutter, was sich bei den letzten Besuchen sehr zum Positiven gewendet hatte. Doch nun ging es wieder genauso los, wie vor drei Jahren, als wir schon mal über Neujahr hier sein wollten und dann an Sylvester wieder zurückgefahren sind. Und genau dieses Schicksal sollte uns nun abermals beschert sein.
Was Kira in ihren ersten Lebensjahren auf Mallorca durchgemacht hat, werden wir nie erfahren. Es zeigt sich aber gerade wieder, dass sie nach wie vor wenig Stress verträgt und auch das Misstrauen gegenüber anderen Menschen noch sehr hoch ist.
Wir sind uns einig, dass wir den "Urlaub" an dieser Stelle abbrechen. Der Suche nach Tom ist es wohl wenig zuträglich, wenn wir bleiben. Wahrscheinlich verkriecht der sich beim Klang unserer Stimmen noch ein Stückchen tiefer, nach dem Horrortrip, den wir ihm beschert haben.Die Situation mit Kira kann auch nur noch schlechter werden, ....
Bei der weiteren Suche erklären sich Nachbarn meiner Eltern bereit, Ausdrucke anzufertigen und anzubringen. Bilder und Eckdaten schicke ich ihnen umgehend nach der Ankunft zu. Auch dieser Familie gilt ein riesengroßes Dankeschön aus tiefstem Herzen. Dasselbige ist uns ganz schön schwer und wir brechen zu dritt auf - zu einer schweigsamen, traurigen und tränenreichen Heimfahrt.
Das Sylvesterfeuerwerk erleben wir auf einem Parkplatz hinter Kirn mit einem Piccolo. Katja bekommt ihren Schluck in einen Teebecher und so stossen wir auf 2009 an. Wo mag Tom nur sein? Es ist nass und kalt, und die lauten Kracher ...