Am Abend war Kira nicht mehr in der Lage selber nach oben zu gehen. Sie versuchte zwar immer wieder aus dem Sitzen aufzustehen, aber sie schaffte es nicht ... Ich trage sie hoch. Beim Hochheben jault sie etwas :-( Ich setze sie vor dem Ställchen ab und die letzten Schritte schafft sie dann doch selbst. In der Nacht schläft sie unruhig - atmet heftig
Als ich am Morgen von den Pferden zurückkomme sind schon alle wach. Katja hat Kiras Schlafställchen weggehoben, da sie nicht mehr in der Lage ist aufzustehen.
Ich gehe in den Keller und schraube eine kleine Trage zusammen, auf der wir Kira nach unten an den Teich bringen. Abgesehen von ihrer Bewegungsunfähigkeit macht sie einen sehr entspannten Eindruck und es schaut so aus, als würde sie es bis morgen schaffen. Da wäre Francesca (Fr. Dr. Saxler) wieder da.
Wir stellen uns Tisch und Stühle bei ihr an den Teich und frühstücken. Kira trinkt und ist ein bißchen Trockenfutter. Das Großi kommt vorbei und nimmt sich etwas der Kinder an. Katja und ich wissen nicht wirklich, wie wir jetzt vorgehen sollen.
Francesca ist im Urlaub (Do war ja ein Brückentag und die Fahrt nach Birkenfeld wollen wir ihr nicht antun. Der Gedanke, dass sie hinten im Jamie durchgeschüttelt wird ist schrecklich ... aber was tun, wenn sich der Zustand verschlechtert?
Über Facebook schreibe ich Anna-Lisa an und schildere ihr die Situation mit der Bitte ihre Mutter zu benachrichtigen. Und siehe da, es dauert nicht allzulange und Francesca ist am Telefon. Beruhigend. Und sie gibt uns Kontaktdaten zu ihrer Kollegin, die im Zweifelsfall aus Bad Kreuznach kommt und ....
Der Gedanke Kira verabschieden zu müssen ist zwar grausam, aber die Option, dass ihre Reise von zu Hause aus losgeht beruhigt ungemein.
Mittags müssen wir leider weg. Leider, weil ich natürlich Kira ungern alleine lasse. Aber Paul hat sein erstes Fussballturnier und er hätte das glaube ich nicht verstanden. Ausserdem liegt Kira recht entspannt, trinkt und hat zu fressen. Wir rollen ihr noch den Sonnenschirm her und schirmen sie mit einem Zäunchen etwas ab.
Pauls Mannschaft verliert zwar alle Spiele haushoch, aber Paul selbst spielt toll und für's erste Mal ... Super.
Doch dann zieht es Katja und mich unweigerlich nach Hause. Wie mag es ihr gehen?
Sie liegt zwar noch schön im Schatten, aber ihr Zustand ist schlechter. Kira hechelt ziemlich stark. Katja und ich setzen uns zu ihr, weinen und überlegen hin und her. Letztendlich ist es uns beiden klar, aber der Gedanke reißt uns buchstäblich das Herz raus - ich rufe Fr. Dr. Köster an. Es dauert noch gut eine Stunde bis sie da ist. Klar von Bad Kreuznach aus - aber wir zählen die Minuten und es tut so weh. Kira wird immer teilnahmsloser.
Schließlich hören wir das Auto und Katja geht ihr weinend entgegen. Oh Mann, es kann nicht wahr sein. Sicherheitshalber habe ich Kira den Maulkorb angelegt, doch das wäre nicht mehr nötig gewesen. Kira hat überhaupt nicht auf die Ärztin reagiert. Es dauert gefühlte Stunden, bis Fr. Dr. Köster die Vene hat und dann geht alles wahnsinnig schnell. Ich sehe sie noch atmen, mach mich schnell dran den Maulkorb abzunehmen und als ich wieder auf den Bauch schaue atmet Kira schon nicht mehr. Sie ist auf ihrer Reise - sie ist endlich frei! Durch ihre Angst vor Menschen war sie zu Lebzeiten doch eingeschränkt - aber nun ... machs gut mein Mädchen
Es ist eine traurige, aber friedvolle Stimmung als es zu donnern beginnt. Auch Kira scheint ihren Frieden gefunden zu haben. Als es zu regnen beginnt legen wir Kira mit ihrem Eisbärenfell auf die Bahre und tragen sie ins Wohnzimmer vor den Ofen. Da hat sie manchmal gelegen und das Fell hat fast geglüht - jetzt wird sie immer kälter ...
Wir essen zu abend und Kira liegt bei uns - sie sieht so friedlich aus. Nach dem Essen schauen wir Kira-Videos und erzählen uns und den Kindern Geschichten von Kira. Doch irgendwann müssen wir doch ins Bett, morgen ist Kindergarten und Kira braucht ja auch noch ein Plätzchen - wir schlafen alle zusammen in unserem Bett.